Mobilitätswende macht Arbeit

Mobilitätswende macht Arbeit

Das Sammeln und Verarbeiten von Verkehrsdaten, die kombinierte Nutzung von Verkehrsmitteln, die Optimierung von Stromspeichermedien – mit den technischen Möglichkeiten vermehren sich auch die Ideen und Anwendungen für neue Arbeitsfelder und Jobs im Verkehrsbereich rasant.

Die Wende hin zu umweltverträglicherem Verkehr hat bereits viele neue Berufsbilder hervorgebracht, die wir uns vor einigen Jahren nicht ausmalen konnten. „Mich erinnert das an die alte TVShow 'Was bin ich?'– das heitere Beruferaten
mit Robert Lembke“, sieht Hans Fiby, Leiter von ITS ViennaRegion, die Veränderungen mit Humor. „Vor 13 Jahren, als ich beim Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) als Projektleiter von ITS Vienna Region begonnen habe, waren wir zu dritt: Da gab es mich, einen Techniker, eine Assistenz. Heute sind wir eine eigene Abteilung des VOR mit 20 Angestellten, und jeder Dritte wird als 'Data Scientist' bezeichnet. Die Berufsbilder verändern sich rasant.“ Mobility Service Provider, Smart Tolling Developer oder Stand-by-Berufskraftfahrer könnten laut einer aktuellen Studie des Ars Electronica Futurelab im Auftrag des KfV weitere Berufe sein, die eine automatisierte Mobilitätsbranche in Zukunft entstehen lässt.

Erwartungen an Qualität und Service steigen

„Uns wurden viele zusätzliche Aufgaben übertragen“, erklärt Fiby. Gleich geblieben sei das Kernziel: Das Kompetenz- Zentrum für Verkehrstelematik sammelt aktuelle Verkehrsdaten und Informationen zahlreicher Partner wie Asfinag und Polizei, berechnet in Echtzeit die Verkehrslage in Wien, Niederösterreich sowie dem Burgenland und vergleicht die Reisezeiten auf verschiedenen Routen mit verschiedenen Verkehrsmitteln miteinander. Auch Kombinationen wie Park-and-Ride werden angezeigt. Dadurch sollen alle umweltverträglicher, sicherer und effizienter unterwegs sein können. Was im Jahr 2009 mit dem Routing- und Verkehrsinfoservice „AnachB“ begonnen hat, gibt es mittlerweile bundesweit als Webund Mobil-Applikation. Dies funktioniert über die Kooperation mit der Verkehrsauskunft Österreich (VAO). Daneben entwickelt ITS Vienna Region Services wie die Baustellen Wien App und ist seit zehn Jahren Österreich-Betreiber der Graphenintegrations- Plattform GIP.at, auf der das Verkehrsnetz digital abgebildet ist. „Die Arbeit geht nicht aus“, meint Hans Fiby. „Sie wird komplexer, weil die Erwartungen an Qualität und Service steigen. Die Fragestellungen werden größer.“ Mittlerweile reiche es nicht, per Mausklick ein Ticket von Wien nach St. Pölten zu bestellen. Heute möchte der Fahrgast die Reise durch Österreich, oder besser ganz Europa, mit einem Klick buchen und gleichzeitig das Carsharing- Auto mieten. Aus Kundenperspektive neu denken „Der Weg ist niemals das Ziel in der Alltagsmobilität. Der Weg ist eine Notwendigkeit. Wir müssen ihn so einfach und passend wie möglich gestalten“, hält Gregor Fischer, Geschäftsführer von iMobility fest. „Unser Auftrag ist es, die Komplexität herauszunehmen: Anstelle von 20 verschiedenen Apps für jedes Mobilitätsangebot bieten wir einen Touchpoint, auf dem alles nutzbar ist.“ Auf der kostenfreien Informations- und Buchungs-App „wegfinder“ des ÖBB-Tochterunternehmen wird Nutzenden nicht nur das beste Verkehrsmittel für eine Strecke an geboten. „Wir geben Auskunft über alle möglichen Mobilitätsformen“, so Fischer, „sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel und Fahrrad-, E-Scooter oder Carsharing sind drin, und auch die Carsharing-Netze in der Region und Mikro-ÖV-Angebote. Außerdem können Fahrgäste die Tickets im Öffentlichen Verkehr für die gesamte Strecke unabhängig von Verkehrsmittel und Betreiberfirma direkt in der App buchen.“ Das 15-köpfige Team, das zu zwei Dritteln aus Technikerinnen und Technikern besteht, arbeitet bereits am nächsten Meilenstein: Im Jahr 2020 sollen mehr Mobilitätsangebote in der App buchbar sein. Verkauft werden die Tickets aktuell zwar über einen automatischen Chat-Roboter, die Menschen hinter der Technologie werden jedoch wichtig bleiben. „Für unsere Tätigkeit sind vor allem zwei Profile unerlässlich: Der große Bereich der Entwicklerinnen und Entwickler einerseits“, meint er, „andererseits Fachleute der Customer und User Experience. Sie beeinflussen, wie kundenorientiert das Angebot ist und wie gut es sich für Nutzende anfühlt. In den vergangenen fünf bis zehn Jahren sind hier neue Berufsfelder entstanden, für die es bereits eigene Studiengänge gibt.“ Die Fähigkeit, „radikal aus Kundensicht, nicht aus Unternehmenssicht“ zu denken, sei nicht nur in diesen Positionen notwendig, sondern für „alle, die in Zukunft attraktive Angebote auf dem Markt anbieten möchten.“

Jobmotor E-Mobilität

Die weltweite Nachfrage nach Akkus für die E-Mobilität könnte bis zum Jahr 2030 um das 19-fache steigen,
berechnet eine aktuelle Studie des Weltwirtschaftsforums und der Global Battery Alliance. Eine nachhaltige Batterie-Wertschöpfungskette könnte weltweit zehn Millionen neue Jobs schaffen und einen wirtschaftlichen Mehrwert von 150
Milliarden US-Dollar aufweisen. Das ist eine gute Nachrichten für Kreisel Electric: Im Jahr 2014 von den Brüdern Johann, Markus und Philipp Kreisel in Oberösterreich gegründet, gilt das Unternehmen heute als internationaler Technologieführer im Bereich elektrischer Stromspeicherlösungen. Bereits rund 120 Personen sind in dem High-Tech-Forschungs- und Entwicklungszentrum beschäftigt, das dem kleinen Ort Rainbach im Mühlkreis laut Co-Geschäftsführer Markus Kreisel „einen Hauch Silicon-Valley” verleiht. Um die beste Batterie des Planeten herzustellen, ist das Unternehmen weiter auf Expansionskurs: Allein in den Bereichen Forschung und Entwicklung werden derzeit 13 neue Fachkräfte gesucht. Entwicklungsingenieure für Hochvolt-Batteriesysteme oder elektro-mechanische Komponenten, Quality Engineers oder Anlagenautomatisierer – auch das sind Berufe, die die Mobilitätsbranche bestimmen. Heute wie in Zukunft.

 

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