Mobilität neu gestalten

Von Susanne Wolf

Fußgängerzone statt Autostaus: Die Pläne des dänischen Stadtplaners Jan Gehl machten aus der Autoschneise Times Square (New York) eine Fußgängerzone voll Leben.

Raus aus dem Erdöl! Das ist notwendig, um die Schäden durch ein instabil werdendes Klima in Grenzen zu halten. Zahlreiche Bemühungen weltweit zeigen bereits Erfolge – auch im Verkehr, wo noch viel Aufholbedarf besteht, um den nötigen Beitrag zu leisten.

Die angestrebte Dekarbonisierung, die Loslösung unserer Energieversorgung von fossilen Treibstoffen wie Erdöl und Kohle, führt in immer mehr Bereichen unserer Gesellschaft zu Veränderungen: Die Sharing Economy – dazu gehört neben Bikesharing und Carsharing auch das Tauschen und Teilen anderer Waren – leistet ebenso ihren Beitrag, wie der Trend zu regionalen Bio-Produkten. Auch Recycling trägt dazu bei, CO2 einzusparen: Das Recycling von Eisen, Stahl, Aluminium und Papier erzeugt in Österreich mittlerweile eine jährliche Wertschöpfung von 1,7 Milliarden Euro. Es schafft Tausende Arbeitsplätze und ist ein gutes Beispiel, wie der Umgang mit Ressourcen erfolgreich transformiert werden kann. Zu diesem Erfolg trugen nicht nur entsprechende gesetzliche und ökonomische Rahmenbedingungen bei, sondern auch die Einsicht in die ökologische Notwendigkeit. Das im Dezember 2015 bei der Pariser Klimakonferenz beschlossene Ziel, den globalen Temperaturanstieg auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, ist nötig, um einen Kipp-Effekt durch instabil werdendes Klima mit unberechenbaren Folgen zu vermeiden. Auf EU-Ebene wurden im Jahr 2014 Ziele bis zum Jahr 2030 formuliert, welche maßgeblich auf drei Säulen fußen: Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energie auf mindestens 27 Prozent, Steigerung der Energieeffizienz um mindestens 27 Prozent und Senkung der Treibhausgas-Emissionen um mindestens 40 Prozent gegenüber dem Jahr 1990. Mit diesem Paket soll die langfristige Reduktion des CO2-Ausstoßes um 80 bis 95 Prozent bis ins Jahr 2050 ermöglicht werden.

Städte übernehmen Führung in der Klimapolitik

Eine Neugestaltung der Mobilität spielt bei der Erreichung der Klimaziele eine entscheidende Rolle: In Österreich gehen bereits 28 Prozent der CO2-Emissionen auf das Konto des Verkehrs. Eine emissionsfreie Zukunft umfasst weit mehr als die technische Erneuerung von Fahrzeugen. Sie betrifft die Art und Weise des Zusammenlebens und verändert letztlich unser Wirtschaftssystem und die gesamte Gesellschaft sowie die Art, mobil zu sein. „Eine Stadt ist nach meiner Definition dann lebenswert, wenn sie das menschliche Maß respektiert“, sagt der bekannte Stadtplaner Jan Gehl im Interview. „Wenn sie also nicht im Tempo des Automobils, sondern in jenem der Gehenden und Radfahrenden tickt.“ Nicht nur in seiner Heimatstadt Kopenhagen schuf Gehl optimale Bedingungen für das Radfahren und Gehen, auch in anderen Städten wie New York hat der Däne maßgeblich zu einer besseren Lebensqualität beigetragen. Gehls Pläne führten etwa zur Verkehrsberuhigung des Times Square, der heute eine Fußgängerzone ist. New York hat sich darüber hinaus in einem ambitionierten Umweltplan das Ziel gesetzt, die Treibhausgase bis zum Jahr 2050 um 80 Prozent gegenüber dem Jahr 2005 zu verringern. Damit stellt sich Bürgermeister Bill de Blasio offen gegen US-Präsident Donald Trump, der einen Ausstieg aus dem Pariser Klimavertrag angekündigt hat. De Blasio ist damit nicht alleine: Fünf weitere große US-Städte haben ein Abkommen unterzeichnet, in dem sie sich zum Pariser Abkommen bekennen, darunter Orlando und Los Angeles. Weltweit übernehmen immer öfter die großen Städte Verantwortung in der Klimapolitik. Denn sie sind für 75 bis 80 Prozent der Treibhausgas- Emissionen verantwortlich und zugleich am stärksten vom instabil werdenden Klima betroffen. Und mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Ballungsräumen. Auch beim Klimagipfel in Paris haben sich 30 Städte Europas dazu bekannt, umweltbelastenden Verkehr im Sinne des Klimaschutzes zu sanieren.

Divestment – kein Geld mehr in Erdöl investieren

Die Divestment-Bewegung wiederum konzentriert sich auf den Abzug von Investitionen aus Kohle-, Öl- und Gasindustrie. Organisationen wie 350.org oder Go Fossil Free setzen sich für eine Zukunft ohne fossile Energien ein. Kürzlich gab ein Zusammenschluss 40 katholischer Institutionen bekannt, seine Gelder aus Kohle, Öl und Gas abzuziehen. Städte wie Kapstadt oder San Francisco haben sich ebenfalls dem Divestment verschrieben. Einen Gegenpol zu herkömmlichen Banken, die ihr Geld allzu oft auf unethische Weise investieren, bildet die Bank für Gemeinwohl, die sich in Österreich zur Zeit im Aufbau befindet. Mitbegründet hat sie der bekannte Autor Christian Felber, zu den Zielen zählt die Förderung ökologisch nachhaltiger Entwicklung. „Bei der Kreditvergabe sollen erneuerbare Energien, fairer Handel und regionale Wirtschaftsstrukturen besonders gefördert werden“, erklärt Felber.

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