Klimafreundlich durch die Stadt

DieLotte: hochgeklappt Einkaufswagen im Geschäft, abgesenkt Radanhänger.

Ob Einkaufsfahrt oder Zulieferverkehr – den Gütertransport in den Städten klimaschonend abzuwickeln, stellt eine besondere Herausforderung dar.

>> Von Sonja Bettel

Mehr als 20 Prozent aller Wege in Österreich sind Einkaufsfahrten. Sie werden meist mit dem Auto zurückgelegt, obwohl die Strecken großteils kürzer als fünf Kilometer sind und etwa die Hälfte der Lebensmitteleinkäufe weniger als fünf Kilo wiegt. Werden Lebensmittel mit dem Auto eingekauft, verursacht das im Schnitt noch einmal so viel CO2, wie für Herstellung und Anlieferung entstanden ist.

Der klappbare Radanhänger

Viele Transporte in der Stadt wären mit Fahrrad und Anhänger bewältigbar, wäre so ein Anhänger nicht zu sperrig für viele Stadtwohnungen.

Auch für die Familie Enzinger aus Wien Floridsdorf war der Wocheneinkauf mit dem Auto normal. „Es ist absurd, mit dem Auto so kurze Strecken zu fahren, aber mit dem Rad alleine war es nicht bewältigbar“, sagt Veronika Enzinger-Heinzl. Wie gut, dass Wolfgang Enzinger Erfinder ist. Seine Lösung ist so genial wie elegant: „DieLotte“, sein Fahrradanhänger, dient hochgeklappt im Geschäft als Einkaufswagen. Sind die Waren bezahlt, wird der Wagen ohne mühsames Umschlichten abgesenkt, ans Rad gehängt und heim gefahren. -„DieLotte“ trägt Lasten bis zu 40 Kilogramm, zum Verstauen kann sie sich sehr flach machen. Im Jahr 2016 soll -„DieLotte“ in Serienproduktion gehen.

Lastenrad Graz: Das kostenlose Lastenrad wird in Graz gern genutzt.

Das geliehene Lastenrad

In Städten gibt es immer öfter Lastenrad-Verleihe. In Wien verleiht das „Lastenradkollektiv“ gratis verschiedene, teils selbst gebaute Lastenrad-typen. Innerhalb des Gürtels stellt auch der Dienstleister „Heavy Pedals“ Güter per Lastenrad zu.

In Graz steht seit Sommer 2014 kostenlos das mit Unterstützung des Umweltamtes der Stadt angeschaffte „Lastenrad Graz“ zur Verfügung und wird im Schnitt mehr als einmal täglich ausgeliehen. Es steht abwechselnd an verschiedenen Standorten. Über die Website kann reserviert werden und ist der aktuelle Standort zu erfahren. „Um in jedem Stadtbezirk ein Lastenrad zur Verfügung stellen zu können, bräuchten wir mehr Freiwillige, die mitorganisieren“, sagt Initiator Martin Moser.

Im Stadterweiterungsgebiet Seestadt Aspern in Wien können seit Oktober 2015 an fixen Stationen der „Seestadt-FLOTTE“ rund um die Uhr vier Elektro-Lastenfahrräder ausgeliehen werden, erzählt Lukas Lang von der Wien 3420 Aspern Development AG. Sie finanziert aus dem Mobilitätsfonds der Seestadt, der aus Stellplatzgebühren dotiert wird, dieses und andere klima-freundliche Mobilitätsangebote.

Warenlieferung ohne Lkw

Schwierig ist es, den Lieferverkehr in die Stadt klimafreundlicher abzuwickeln. Die Firma HET Verkehrstechnik aus Neumarkt am Wallersee in Salzburg hat dafür ein „Urbanes Cargo-Konzept“ entwickelt. Der „Citylog“, ein schlankes, leises, mit Brennstoffzellen betriebenes Fahrzeug, kann mehr als zwei Tonnen Last transportieren. Mehrere Fahrzeuge können zu einem Zug verbunden werden und so locker einen Lkw ersetzen. Die Transport-Box bietet Platz für drei Euro-paletten und kann von allen vier Seiten beladen werden. Das ermöglicht einfaches Umladen vom Güterzug auf den „Citylog“ sowie Abladen und Tauschen gegen eine leere Box am Zielort. Ein Prototyp des „Citylog“ wird bereits auf dem Firmengelände von HET getestet.

Klimafreundliche Lieferung kenntlich machen

Das Umweltzeichen von Umweltministerium und Verein für Konsumenteninformation für emissionsarme Transportsysteme ist die erste Umweltzeichen-Richtlinie in Europa zum Thema Gütertransport. Zuliefer- und Verteilerverkehr werden ebenso bewertet wie die Transportlogistik und die Verteilzentren. Ziel ist die Reduktion der Emissionen entlang der gesamten Transportkette. So werden klimafreundlich transportierte Güter kenntlich, was auch im öffentlichen Beschaffungswesen als Entscheidungsgrundlage dienen kann.

 

>> Die Projekte „DieLotte“, „Das Lastenrad Graz“, „Urbanes Cargo-Konzept“ und „Österreichisches Umweltzeichen“ wurden mit dem VCÖ-Mobilitätspreis 2015 ausgezeichnet: www.vcoe.at/projekte/vcoe-mobilitaetspreis

 

>> Zur Autorin: Sonja Bettel ist freie Journalistin. http:/bettel.at 

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