VCÖ: In neun EU-Staaten gibt es bereits kilometerabhängige Pkw-Maut

VCÖ: Mit Vignette zahlen Autofahrer, die wenig fahren, pro Kilometer mehr als Vielfahrer

VCÖ (Wien, 25. Mai 2018) – Nicht nur in den beiden beliebtesten Urlaubsländern der Österreicher, Italien und Kroatien, gibt es bereits eine kilometerabhängige Pkw-Maut, sondern auch in sieben weiteren EU-Staaten, informiert der VCÖ. Fahrleistungsabhängige Mautsysteme kommen Autofahrern zugute, die weniger fahren, schaffen einen Anreiz Fahrgemeinschaften zu bilden, auf Bahn oder Bus umzusteigen und unterstützen damit das Erreichen der Klimaziele. Der VCÖ fordert mehr Bahn- und Busverbindungen, um möglichst vielen Pendlern eine Alternative zum Auto zu bieten.

Der Verkehrsausschuss des EU-Parlaments hat sich gestern für ein fahrleistungsabhängiges Mautsystem ab dem Jahr 2025 ausgesprochen. Der VCÖ weist darauf hin, dass bereits in neun EU-Staaten die Maut auf Autobahnen nach den tatsächlich gefahrenen Kilometern berechnet wird, nämlich in Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Kroatien, Polen, Portugal und Spanien. Außerhalb der EU gibt es beispielsweise in Norwegen eine kilometerabhängige Bemautung.

Die Vignette, wie es sie in Österreich gibt, benachteiligt jene Autofahrer, die weniger Kilometer auf Autobahnen und Schnellstraßen fahren. Wer monatlich 100 Kilometer am hochrangigen Netz unterwegs ist, zahlt derzeit 7,3 Cent pro Kilometer, bei monatlich 150 Kilometer sind es 4,8 Cent und bei 500 Kilometer pro Monat nur 1,5 Cent pro Kilometer.

„Die Maut ist eine Gebühr für die Benützung der Straße. Es spricht vieles dafür, den Tarif von der tatsächlichen Benützung abhängig zu machen“, so VCÖ-Experte Markus Gansterer. Die niedrigeren Kilometertarife kommen Haushalten mit höherem Einkommen viel stärker zugute, weil sie deutlich mehr fahren. 44 Prozent der Haushalte des unteren Einkommensviertel haben kein Auto. Der VCÖ spricht sich dafür aus, dass gezielt jene Personen, die für den Arbeitsweg keine Alternative zum Auto haben, eine finanzielle Unterstützung erhalten. Diese Unterstützung soll aber abhängig vom Einkommen sein.

Ein fahrleistungsabhängiges Modell ist ein Anreiz zur Bildung von Fahrgemeinschaften. Der VCÖ weist darauf hin, dass der Besetzungsgrad der Pkw in Österreich deutlich gesunken ist. Während im Jahr 1990 in 100 Pkw im Schnitt noch 136 Personen gesessen sind, sind es heute nur mehr 115 Personen. Bei der parlamentarischen Klima-Enquete diesen Mittwoch herrschte Einigkeit darüber, dass der Pkw-Besetzungsgrad zu erhöhen ist. Nur fünf Prozent der Beschäftigten kommen derzeit in einer Fahrgemeinschaft zur Arbeit.

Auch wird ein Anreiz gesetzt auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, womit das Erreichen der Klimaziele wesentlich unterstützt wird. „Ziel muss sein, dass möglichst viele Pendlerinnen und Pendler ein gutes öffentliches Verkehrsangebot haben. Das ist auch unabhängig von der Frage, ob eine fahrleistungsabhängige Pkw-Maut kommt oder nicht, nötig, um die Klimaziele erreichen zu können“, betont VCÖ-Experte Gansterer. Neben häufigeren Verbindungen und einem dichteren öffentlichen Verkehrsnetz sind die Radverbindungen zu Bahnhöfen und Haltestellen auszubauen.

Derzeit wird in Österreich ein Drittel der Arbeitswege mit dem Öffentlichen Verkehr, Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt. Rund acht von zehn Beschäftigten wohnen höchstens 20 Kilometer vom Arbeitsplatz entfernt. Unternehmen können mit betrieblichem Mobilitätsmanagement die Beschäftigten beim Umstieg unterstützen. Der VCÖ fordert daher stärkere Anreize für Unternehmen, betriebliches Mobilitätsmanagement umzusetzen.

Darüber hinaus ermöglichen fahrleistungsabhängige Technologien unterschiedliche Tarife je Schadstoffklasse, wie es derzeit bei Lkw bereits der Fall ist. Auch kann der Verkehrsfluss durch verschiedene Tarife verbessert werden. Wenn etwa im Sommer der Reiseverkehr aus Deutschland und den Niederlanden durch Österreich rollt, kann mit höheren Mauttarifen ein Anreiz gesetzt werden, zu Schwachlastzeiten zu fahren.

In Österreich wurden im Vorjahr auf den 2.223 Kilometern Autobahnen und Schnellstraßen von Pkw und Kleintransportern unter 3,5 Tonnen insgesamt 27,99 Milliarden Kilometer zurückgelegt, davon rund acht Milliarden Kilometer von Pkw mit ausländischem Kennzeichen. Die Einnahmen aus den Vignetten betrugen rund 492 Millionen Euro. 

 

VCÖ: In neun EU-Staaten gibt es bereits eine kilometerabhängige Maut

Kilometerabhängige Maut: Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Kroatien,  Polen, Portugal, Spanien

Pkw-Maut in Form von Vignette: Bulgarien, Lettland, Österreich, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn.

Sondermauten (zB bei Tunneln, Brücken): Belgien, Dänemark, Litauen, Niederlande, Schweden.

Keine Maut: Deutschland, Estland, Finnland, Luxemburg, Malta, Zypern.

Kilometerabhängige Maut außerhalb der EU: Bosnien-Herzegowina, Norwegen, Mazedonien, Serbien, Weißrussland, Türkei

Quelle: VCÖ 2018

 

VCÖ: Bei Pkw-Vignette zahlen Autofahrer, die weniger fahren, einen höhen Kilometertarif

(Kilometergebühr für Benützung von Autobahnen und Schnellstraßen in Österreich)

Bei 1.000 Kilometer pro Jahr: 8,73 Cent pro Kilometer

Bei 1.200 Kilometer pro Jahr: 7,28 Cent pro Kilometer

Bei 1.500 Kilometer pro Jahr: 5,38 Cent pro Kilometer

Bei 1.800 Kilometer pro Jahr: 4,85 Cent pro Kilometer

Bei 2.000 Kilometer pro Jahr: 4,37 Cent pro Kilometer

Bei 3.000 Kilometer pro Jahr: 2,91 Cent pro Kilometer

Bei 4.000 Kilometer pro Jahr: 2,18 Cent pro Kilometer

Bei 5.000 Kilometer pro Jahr: 1,75 Cent pro Kilometer

Bei 10.000 Kilometer pro Jahr: 0,87 Cent pro Kilometer

Quelle: VCÖ 2018

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