Ausgezeichnete Zustellung

Geschäftsidee trifft Überzeugung: Seit 15 Jahren erfolgreich – der Fahrradfensterputzer Pascal Kellermayr.

Im Stadtbild größerer Städte sind immer öfter Transporträder von Firmen zu sehen, die den Einkauf vom Supermarkt oder eine Essenbestellung zu den Kundinnen und Kunden liefern. Oder das Equipment zum Fensterputzen mitbringen.

>> von Sonja Bettel

Pascal Kellermayr ist ein Pionier. Im Jahr 2002 gründete er ein Kleinunternehmen, das sich auf die Reinigung von Fenstern in privaten Haushalten spezialisiert hat und auch vor schwer zugänglichen Dachfenstern oder Oberlichten nicht zurückschreckt. Die Wege zu seinen Kunden legt er mit dem Fahrrad und einem Anhänger zurück, den er selbst geplant und gemeinsam mit einer Metallbaufirma umgesetzt hat. Auf dem Radanhänger kann er seine Werkzeuge inklusive einer zusammenklappbaren Leiter verstauen. Der „Fahrrad-Fensterputzer“ wurde damit Gesamtsieger des VCÖ-Mobilitätspreises 2004, im Jahr darauf erhielt er auch den Umweltpreis der Stadt Wien. Wie geht es ihm heute?

„Ich habe den Anhänger optimiert und fahre selbst das ganze Jahr über damit“, berichtet Pascal Kellermayr. Er ist bis heute überzeugt von seinem umweltfreundlichen Transportsystem, das ihm auch hilft, Kosten zu sparen – einerseits für Anschaffung und Betrieb eines Autos, andererseits für die Kurzparkzone. Obwohl flexibler als mit einem Auto findet auch er mit seinem Gespann nicht immer einen ausreichend großen Abstellplatz. Haben ihm die beiden Preise eigentlich etwas gebracht? „Vielleicht ein höheres Suchmaschinenranking für meine Website“, meint er, „aber den Kunden ist es egal, dass ich umweltfreundlich unterwegs bin, für die zählt nur, was es kostet.“

CO2-neutral zugestellt: Die Post AG reduzierte CO2-Emissionen bei Zustellung um 20 Prozent.

Unternehmensziel: CO2-neutral transportieren

Ein Unternehmen, bei dem Umweltmaßnahmen im Transport ganz schön ins Gewicht fallen, ist die Österreichische Post AG. Im Jahr 2010 verursachte sie CO2-Emissionen in der Höhe von rund 90.000 Tonnen. Die Hälfte davon entstand im Bereich Transport. Im Jahr 2011 hat die Post AG deshalb die Initiative „CO2 neutral zugestellt“ gestartet, mit der Emissionen so weit als möglich reduziert werden sollen. Oberste Priorität hat dabei die Vermeidung durch Umstellen auf Fahrzeuge mit geringerem Verbrauch bzw. auf Elektrofahrzeuge. CO2-Emissionen, die (noch) nicht vermieden werden können, werden durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten kompensiert. Im Jahr 2012 erhielt die Österreichische Post AG dafür den VCÖ-Mobilitätspreis in der Kategorie „Klimafreundlicher Güterverkehr“. Das Ziel der Post AG war, den CO2-Ausstoß inklusive jenem externer Frächter von 2010 bis 2015 um 20 Prozent zu reduzieren. Im Nachhaltigkeitsbericht für 2014 (jener für 2015 liegt noch nicht vor) heißt es: „Die CO2-Emissionen konnten im Zeitraum von 2010 bis 2014 um knapp 19 Prozent reduziert werden. Das Reduktionsziel für den Zeitraum 2010 bis 2015 liegt bei 20 Prozent und wird aufgrund der Entwicklung aller Voraussicht nach erfüllt werden.“

Einkaufen ohne zu schleppen: Spar setzt auf Lieferbox und Fahrradzustelldienst – in Salzburg und Wien.

Einkaufen ohne Schlepperei

Ein Fünftel aller Wege in Österreich sind Einkaufsfahrten meist kürzer als fünf Kilometer. Dabei entstehen mit dem Auto gleich einmal 2,5 Kilogramm CO2. Das ist so viel, wie ein kleiner Einkauf für Produktion und Transport verursacht. Wer dafür umweltfreundliche Alternativen anbietet, leistet also einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz.

Zwei Spar-Märkte in Salzburg, am Universitätsplatz und in Lehen, haben so ein Service vor drei Jahren eingeführt. Nach dem Einkaufen können dort die Waren in einer Lieferbox deponiert werden und sie werden dann zwischen 11 und 19 Uhr um 2 Euro mit Elektrobikes und Anhänger zugestellt. Dafür gab es im Jahr 2013 den VCÖ-Mobilitätspreis in der Kategorie „Mobil in der Stadt“. Das Projekt führte zudem „arbeitsmarktferne“ Jugendliche an ein geregeltes Arbeitsleben heran, gefördert wurde es vom Land und der Stadt Salzburg und dem Sozialministerium. Leider ist die Förderung mittlerweile ausgelaufen, berichtet Franz Hölzl, zuständig für Nachhaltigkeit bei Spar in Salzburg. Jetzt fährt ein privater Botendienst. Die oft gehbeeinträchtigten Kundinnen und Kunden „haben eine riesen Freude, wenn die Lieferung kommt“, erzählt Hölzl.

Bei 20 Spar-Gourmet-Filialen in den Wiener Bezirken 1 bis 9 gibt es ein vergleichbares Service. Der sozial-ökonomische Betrieb „Michl‘s“ arbeitet im Auftrag von Spar mit arbeitslosen Menschen im Alter von 50 Jahren aufwärts. Berndt-Udo Zantler von „Michl‘s bringt‘s“ sieht das auch als Beitrag zu einer „smart city“: „Wer zum Beispiel in der Früh ins Geschäft geht und eine Jause kauft, kann gleich den Einkauf miterledigen. Am Abend, nach der Heimkehr von der Arbeit, wird geliefert.“ Ideal sei das Service auch für ältere Menschen, die sich keine Gedanken machen müssen, wie sie den Einkauf nach Hause transportieren.

Preis als Bestätigung

Die Bedeutung umweltfreundlicher Zustellung hat auch der Merkur-Supermarkt erkannt. Wer bei Merkur am Hohen Markt in Wien einkauft, kann sich seit Mai 2013 den Einkauf mit einem Lastenrad in die Wiener Bezirke 1 bis 9 sowie 20 zustellen lassen. Dafür gab es im Jahr 2014 eine Auszeichnung beim VCÖ-Mobilitätspreis. „Wir waren für unsere Kundinnen und Kunden auf der Suche nach einer Service-Innovation, die für noch mehr Komfort beim Einkauf sorgt und gleichzeitig nachhaltig ist“, so Paul Pöttschacher von der Rewe International Unternehmenskommunikation. Der Preis sei eine tolle Bestätigung gewesen. Das Projekt wurde gemeinsam mit dem Spezialisten für Zweiradkonzepte Goodville Mobility entwickelt und umgesetzt. Im Jahr 2015 gab es rund 7.800 Lieferungen. Für einen Einkauf unter 50 Euro kostet das 5 Euro, darüber ist es gratis. Vor allem für schwere Getränkekisten ist das Service ideal, denn im 1. Bezirk gibt es kaum Parkplätze für eine Einkaufsfahrt mit dem Auto.

>> Weitere vorbildliche Projekte:www.vcoe.at/projektdatenbank

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