Aus der Praxis: Andreas Ernst

„Effizienzgewinne ziehen Mehrverbrauch nach sich.“

VCÖ-Magazin: Warum fressen Rebound-Effekte Effizienzgewinne wieder auf?

Andreas Ernst: Die „Reboundfalle“ tritt in finanzieller, materieller und psychologischer Form auf. Eine Technologie macht etwas effizienter und damit billiger, dann wird mit dem gesparten Geld oft etwas gemacht, was die Umwelt zusätzlich belastet. Ein materieller Rebound-Effekt tritt auf, wenn etwa das neue Fahrzeug zwar effizienter fährt, aber für seine Produktion zusätzliche Energie aufgewendet werden musste. Und psychologisch wird etwas Effizientes als nicht so schädlich empfunden, was gerne eine vermehrte Nutzung nach sich zieht. Rebound lässt sich wirtschaftlich wie psychologisch eindämmen, wenn eine suffiziente Grenze nach oben hin bestimmt wird: Was ist genug?

Warum kritisieren Sie, eine reine „Technikwende“ sei zu wenig?

Das Versprechen von Technik „Keiner muss sich umstellen oder gar einschränken“ führt zusammen mit wachsenden Bedürfnissen zu mehr Ressourcenverbrauch. Deshalb kann etwa die Mobilitätswende nicht der bloße Ersatz von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor durch solche mit Elektromotor sein. Intelligente Mobilitätskonzepte beinhalten auch Veränderungen auf der Verhaltensseite.

Wo muss eine klimaverträgliche Mobilitätswende ansetzen?

Neue, umweltverträgliche Mobilitätskonzepte müssten so beschaffen sein, dass herkömmliche individuell-motorisierte Mobilität als unbequem und veraltet erscheint. In manchen Großstädten ist genau das schon der Fall.

Andreas Ernst
Umweltpsychologe, Professor für Umweltsystemanalyse,
Universität Kassel

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