Wie die Umstellung auf E-Fahrzeuge gelingen kann

November 2018

E-Mobilität war durch den Start von E-Scooter-Sharing in Wien in vielen Medien Thema. Schon im Jahr 2017 wurden geschätzte 20.000 E-Scooter (Tretroller mit E-Antrieb bis 25 km/h, Quelle VSSÖ) in Österreich verkauft. Das Beispiel E-Scooter zeigt, dass die Verbreitung der E-Mobilität „von unten“, also die Elektrifizierung kleiner, leichter Fahrzeuge wie Fahrräder oder Roller, enorm an Bedeutung gewinnt.

Das erfolgreichste Elektro-Fahrzeug in Österreich ist das E-Fahrrad, mit rund 120.000 verkauften Stück und einem Marktanteil von 29 Prozent allein im Jahr 2017. Großes Potenzial gibt es noch bei E-Mopeds, deren Anteil an den Neuzulassungen der Kategorie betrug 2017 mit rund acht Prozent zwar ein Vielfaches der 1,5 Prozent der E-Pkw, aber in Summe wurden nur rund 1.300 E-Mopeds verkauft (im Jahr 2011 waren es rund 870). Mehrspurige E-Leichtfahrzeuge wurden im Jahr 2017 nur 60 Stück verkauft.

Je kleiner und günstiger das Fahrzeug, desto eher wird es in Österreich elektrifiziert gekauft. Die Vorteile von E-Bike oder E-Kleinfahrzeugen zeigen auch, dass nicht jeder Pkw, der derzeit in Verwendung ist, durch ein E-Auto ersetzt werden muss. Gleichzeitig sollen Autos mit E-Antrieb solche mit Verbrennungsmotor ersetzen, nicht zusätzlich Verkehr verursachen. Das würde der Umsetzung der Klimaziele, die ab 3. Dezember auf der UN-Klimakonferenz in Katowice (Polen) verhandelt wird, zuwider laufen. 

Hinsichtlich Norwegen als Vorreiter beim Anteil an E-Autos ist zu beachten, dass dort herkömmliche Pkw mit Verbrennungsmotor sehr hoch besteuert werden. Zusammen mit den Steuerbefreiungen für E-Autos sind letztere bei mittelgroßen Pkw in Norwegen tatsächlich billiger als solche mit Verbrennungsmotor. Bei Kleinwagen herrscht preislich etwa Gleichstand.

In Österreich wurden im Jahr 2018 von Jänner bis Oktober 5.320 Elektro-Autos mit batterieelektrischem Antrieb und vier Stück mit Wasserstoff-Brennstoffzelle neu zugelassen. Das entspricht einem Anteil von 1,8 Prozent an den Neuzulassungen. Trotz Ankaufsprämie von 4.000 Euro, die mit Ende 2018 ausläuft, ergibt das ein Plus von vergleichsweise niedrigen 18,4 Prozent, nach plus 42 Prozent im Gesamtjahr 2017.

Im Jahr 2016 hatten sich die batterieelektrischen Neuzulassungen mit plus 128 Prozent noch mehr als verdoppelt. Mit Jahresbeginn 2016 war für Firmenautos mit null Gramm CO2 pro Kilometer der Vorsteuerabzug eingeführt und die Sachbezugsbesteuerung bei Privatnutzung auf null gesetzt worden. Diese deutlichen Steuerbefreiungen dürften überzeugende Gründe gewesen sein, denn der Jahreszuwachs betrug ein Vielfaches der plus 31 Prozent im Jahr 2015.

Das Ziel, die Flotte konventioneller Pkw auf E-Autos umzustellen, wird durch die bisherigen Maßnahmen in Österreich nicht erreicht werden. E-Autos auf Busspuren und höherem Tempo in IG-Luft bringen wenig für die E-Mobilität, haben aber zahlreiche negative Seiteneffekte. Die Erfahrungen aus Norwegen zeigen, dass die Öffnung der Busspur für E-Autos sicher nicht der Auslöser (PDF) für den dortigen Boom war, aber dazu führt, dass Busse häufiger im Stau stehen, weshalb die Benutzung inzwischen auf E-Pkw mit mindestens zwei Insassen eingeschränkt wurde.

Was können tatsächlich wirksame Maßnahmen für die Flottenumstellung auf emissionsfreie Fahrzeuge sein?

  • Festlegen eines endgültigen Zeitpunkts für den Ausstieg aus Benzin und Diesel bei Pkw-Neuzulassungen, noch früher für Mopeds und Leichtfahrzeuge
  • Ökologische Steuerreform: Mineralölsteuer auf Diesel an Benzin angleichen, Einführen einer CO2-Steuer, Normverbrauchsabgabe (NoVA) wieder um CO2-Malus ergänzen
  • Strenge CO2-Grenzwerte für Pkw-Neuzulassungen inklusive Mindestquote an Null-Emissions-Fahrzeugen, damit Kfz-Hersteller für ausreichend Angebot sorgen
  • Weitere Anreize und Push-Maßnahmen für Umstellung von Firmenflotten, da hier viele Kilometer zurückgelegt werden und weil gebrauchte Dienstautos einen großen Teil des Sekundärmarkts ausmachen
  • Sharing als idealer Einsatzzweck von E-Fahrzeugen stärken, etwa mit Carsharing-Gesetz ähnlich wie in Deutschland
  • Änderungen im Wohnrecht, um Ladestationen in Mehrparteienhäusern auch im Nachhinein leichter realisieren zu können, wie in der Klima- und Energiestrategie der Bundesregierung enthalten
  • Ausbau der Schnelllade-Infrastruktur: Hindernis sind zum Beispiel die hohen Netzkosten
  • "Zero-Emission-Zones" in Städten, zum Beispiel für Lieferverkehr, damit als wirklich spürbarer Vorteil E-Fahrzeuge dort fahren oder parken dürfen, wo Verbrennungsmotoren draußen bleiben müssen
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